Herdenschutzhunde

Kangal und Herde-Hundeschule Antalya

Warum haben wir Herdenschutzhunden eine eigene Kategorie gewidmet? Deshalb.

Und immer wieder Herdenschutzhund...

Heute erreichte mich wieder die Nachricht einer verzweifelten Hundehalterin über unsere Facebook Seite.

Die Hundebesitzerin schrieb: " Hallo, ich bin schon am verzweifeln. Vor einiger Zeit habe ich einen Hund von der Strasse bei mir aufgenommen. Meine Hündin ist etwa 1 Jahr alt zuckersüß und superlieb. Aber sie bellt fast die ganze Nacht ununterbrochen durch. Selbst Dinge die in sehr weiter Entfernung geschehen animieren meine Hündin zu lautem Bellen dass oft über eine Stunde am Stück geht. Meine Nachbarn sind um den Schlaf gebracht und haben sich schon beschwert. Die Gandarma war deswegen auch schon da. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll.

 

Die verzweifelte Hundebesitzerin hat mir auch ein Bild von ihrer Hündin geschickt. Nachdem ich den Hund auf dem Bild gesehen habe war mir vieles klar. Das Bild zeigte ein zuckersüßes junges Kangal Weibchen. Ein Kangal ist ein bedingungsloser Wächter deren territorialer Wachtrieb sich bei Dunkelheit um das Vielfache vermehrt. Auch endet das Revier eines Kangals nicht am Gartenzaun, sondern hat einen Radius von bis zu 3 Kilometern. Auf alles was der Hund darin wahrnimmt wird also durch lautes Bellen reagiert. Ganz normales Herdenschutzhund Verhalten tief in der Genetik des Hundes verankert. Schließlich muss ein Kangal in seinem normalen Lebensraum ja sein Revier und seine Schaf- oder Ziegenherde vor Wölfen und anderen Beutegreifern verteidigen, und keiner kann das so bedingungslos und aufopferisch wie ein Herdenschutzhund.

 

Aber das Kangal Mädchen unserer Hundebesitzerin lebt nunmal nicht in den Weiten des hohen Taurus, sondern im Dorf umgeben von vielen Einflüssen und Nachbarn die gerne Nachts schlafen würden.

 

Natürlich kann man auch dieses Verhalten weitestgehend abtrainieren, so das mit dem Herdenbeschützer Kangal auch ein Leben in dörflicher oder städtischer Umgebung möglich ist, dies erfordert bei einem Herdenschutzhund aber viel Geduld, große Ausdauer und absolutes Vertrauen zwischen Hund und Halter. Ein Herdenschutzhund möchte geführt werden. Sein Halter muss unbedingt Rudelführer Qualitäten haben. Das heißt, das vor der Ausbildung des Herdenschutzhundes oft die Ausbildung des Herdenschutzhundehalters steht.

Herdenschutzhunde sind kompromisslose Wächter und Beschützer der Viehherden, sie wachen mit Argusaugen über ihr Territorium, handeln auf Grund eigener Entscheidungen und widersetzen sich erfolgreich halbherziger Erziehungsversuchen unqualifizierter Ausbilder. Sie sind keine Kuscheltiere, keine Spielkameraden, keine Begleiter bei Freizeit und Sport und auch keine preiswerten Bewacher für Haus und Garten. Selbstverständlich können Herdenschutzhunde für einen engagierten und umsichtigen Hundefreund all dies sein, eine Automatik oder gar eine Zwangsläufigkeit gibt es jedoch nicht. Der Wunsch nach einem verlässlichen Beschützer für das eigene Grundstück ist ohne Vorhandensein einer ehrlichen Zuneigung zum Hund nicht als rechtschaffenes Motiv zur Haltung eines Herdenschutzhundes hinzunehmen! Wer darüber hinaus meint, durch den Besitz eines Herdenschutzhundes sein Image aufpolieren zu können, wird Schiffbruch erleiden und feststellen dass diese Hunde zu schwer zu führen und zu eigensinnig sind, um dem angestrebten Ziel zu dienen.

Herdenschutzhunde – die verkannten Wesen.

Über Herdenschutzhunde gibt es die wildesten Gerüchte die diese Hunde meist als wahre Monster darstellen. Darüber hinaus bietet das Internet mit seinen sozialen Medien heute viele Plattformen um fragwürdige Videos und Bilder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen die dem Wesen eines Herdenschutzhundes in keinster Weise entsprechen.

Nun ja, es sind wahrlich stattliche Hunde. Dies verleitet testosteronüberfüllte männliche Herdenschutzhundebesitzer wohl dazu ihren Hund in Posen zu zeigen die den Hund wohl als eine Art Waffe darstellen sollen. Aber dies sind sie bei weitem nicht.

Natürlich sind Herdenschutzhunde stattliche Wesen, die allein auf Grund ihrer Größe vielen Menschen Respekt einflößen.

 

Aber wer sind Kangal, Akbas, Owtscharka oder Kuvasz wirklich.

 

Alle Herdenschutzhunde haben eines gemeinsam. Ein überaus sehr stark ausgeprägtes Revierverhalten. Sie sind bedingungslose Wächter ihrer Reviere. Dieses Verhalten ist tief in ihrer Genetik verankert, denn schließlich müssen Sie ja ihre Schafherden vor Wölfen und anderen Beutegreifern beschützen. Dies können sie sehr effektiv, aber entgegen von vielen falschen Darstellungen kommt es bei dieser Verteidigung fast nie zum Kampf, bei dem 3 Kangale wahrscheinlich einem Wolfsrudel auch nichts entgegen zu setzen hätten. Herdenschutzhunde sind intelligente Strategen. Erscheinen einige Wölfe in der Nähe ihrer Herde dann bauen sie sich in sicherer Entfernung zwischen Wolf und Herde auf. Hierbei machen sie sich noch größer als sie eigentlich schon sind. Der Kopf wird mit einer Mischung aus Bellen und Heulen in die Höhe gestreckt und der Schwanz wird gerundet aufgestellt. Für den Wolf erscheint der Hund jetzt noch dreimal größer als er selbst, und der Blick des Herdeschutzhundes vermittelt absolute Entschlossenheit. Da auch Wölfe äußerst intelligente Tiere sind, werden sie das Risiko sich im Kampf gegen diesen übergroßen Gegner zu verletzen nicht eingehen. Denn sollte ein Wolf verletzt oder gar getötet werden würde dies die Schwächung des gesamten Wolfsrudels bedeuten. Dies spricht gegen den Sozialkodex des Wolfes. Also dreht er ab um dieses Risiko zu vermeiden.

 

In diesem Beispiel kann man sehen was geschieht wenn zwei intelligente Spezies aufeinandertreffen.

Ein weiteres Merkmal für die Intelligenz von Herdenschutzhunden ist das sie Revierkämpfe innerhalb des eigenen Rudels anders austragen wie andere Hunderassen. Hierbei wird keine körperliche Gewalt in Form von Beißattacken angewendet. Haben zwei Rudelmitglieder eine Meinungsverschiedenheit was die Rangordnung betrifft, so versuchen sie sich gegenseitig mit dem Hinterteil umzustoßen. Wer stehenbleibt ist der Gewinner. Hier sind diese Hunde, was das Sozialverhalten betrifft sehr stark am Wolf angelehnt. Auch sie wollen ihr Rudel nicht schwächen. Deshalb ist die Verletzung des anderen Rudelmitglieds durch Bisse ausgeschlossen.

 

Besitzer von Herdenschutzhunden werden dieses Verhalten kennen. Der Hund drückt mit seinem Hinterteil gegen die Beine des Menschen. Dies ist keineswegs eine Liebkosung des Hundes, sondern der Versuch seinen Rang im Rudel neu zu bestimmen. Wenn Sie als Besitzer eines Herdenschutzhundes Rudelführer bleiben wollen dann bleiben Sie standhaft ;-).

Die Erziehung eines Herdenschutzhundes erfordert weitaus mehr Hundeverständnis, Geduld und Ausdauer wie bei allen anderen Hunderassen.

 

Wenn Sie einen Hund möchten um Ihr Image aufzupolieren, der ein devoter total auf Sie fixierter Befehlsempfänger ist, dann lassen Sie unbedingt die Finger von Kangal, Akbas und Co. Glauben Sie mir, Ihr Image wird unter der Ursprünglichkeit dieser Rassen leiden. Diese Hunde muss man lieben und verstehen, sonst wird ein Zusammenleben zum Fiasko.

Als Beispiel folgendes: Sie wollen mit Ihrem Hund „Stöckchen holen spielen“. Dies machen fast ausschließlich alle Hunderassen gerne. Bei einem Herdenschutzhund wird folgendes geschehen (außer er hat jetzt gerade Zeit und wirklich nichts Besseres zu tun was in Zusammenhang mit seinem Revierschutz steht). Sie werfen das Stöckchen, er schaut Sie völlig gelangweilt und regungslos an und denkt: “Na klar, wenn Du es nicht mehr brauchen kannst dann schmeiß es weg“.

 

Herdenschutzhunde sind äußerst eigenständige Wesen. Das müssen sie auch sein, denn bei ihren Herden leben sie völlig auf sich allein gestellt. Sie müssen eigenständig denken, Situationen und Gefahren einschätzen und Handeln.

Dagegen ist so ein Stöckchenspiel doch eher was für „Warmduscher“.

Aber trotz alle dem kann ein Herdenschutzhund ein toller Begleiter, Familienhund und Freund sein. Wenn man seine rassentypischen Merkmale beachtet und sich damit arrangiert.

 

Es sind weiche Riesen mit einem sehr guten Charakter die aber von ihren Besitzern genau so viel Disziplin und Durchsetzungsvermögen fordern wie sie es selbst beim Schutz ihrer Herde an den Tag legen.

Um einen Herdenschutzhund zu erziehen müssen Sie unbedingt Rudelführer Qualitäten haben. Das bedeutet Ausstrahlung und Konsequenz, aber keinesfalls Gewalt. Denn wie wir schon gesehen haben werden im Herdenschutzhunde Rudel Rangkämpfe völlig gewaltlos ausgetragen. Um eines klarzustellen. Gewalt hat nie was bei der Erziehung keiner Hunderasse zu suchen. Leute die bei der Hundeerziehung Gewalt anwenden versuchen dadurch ihren Mangel an Ausstrahlung, Kompetenz, Sachverstand und Intelligenz zu kompensieren.

 

Kangal und Co. Verzeihen keine Fehler in der Hundeerziehung und schon gar keine Inkonsequenz.

Diese Hunde wollen jeden Tag geführt werden, nach dem Motto: „Rudelführer zeige mir was du willst“. „Zeigst du es mir nicht, dann mache ich es so wie ich es für richtig halte“.

Und glauben Sie mir, Herdenschutzhunde haben tolle Ideen.

 

Wenn Sie mit Ihrem Herdenschutzhund unangeleint spazieren gehen und ihn nicht immer wieder daran erinnern das dies ein gemeinsamer Spaziergang sein soll, dann wird er sich bald in die Weiten der Prärie entfernen um neue Dinge zu entdecken. Denn für einen Herdenschutzhund ist alles interessant. Sie sind äußerst neugierig und interessiert an allem, ausnahmslos allem.

 

Herdenschutzhunde können die besten Freunde sein wenn man sich darauf einlässt und Rudelführerqualitäten hat. Man muss sie, und ihre „Schwächen“ (die eigentlich Stärken sind) lieben, dann wird man gemeinsam viel Freude haben.

 

Wer mehr über Herdenschutzhunde erfahren will kann uns gerne eine Nachricht schreiben.

Wenn Sie Probleme mit Ihrem Herdenschutzhund haben freuen wir uns auf Ihren Anruf.

"Herdenschutzhunde" unsere große Leidenschaft

Herdenschutzhunde-Hundeschule Antalya

Seit wir vor 6 Jahren unser Herz an "Diva" eine Raffeiro do Alentejo Hündin verloren haben, ist sie unser ständiger Begleiter.

Wir haben Diva aus einem schlechten Umfeld geholt und hatten bis zu diesem Zeitpunkt noch keine sehr intensiven Erfahrungen mit Herdenschutzhunden, da sie in Deutschland nicht so stark verbreitet sind.

Als Diva uns im zarten Alter von 6 Monaten schon vor große Herausforderungen stellte, die man in dem Maße bei anderen Hunderassen nicht beobachten kann, begannen wir uns intensiv mit Herdenschutzhunden auseinander zu setzen.

Dies war eine große Aufgabe, da man die Verhaltensweise von anderen Hunderassen nicht einfach auf Herdenschutzhunde übertragen kann.

Dabei stellten wir schnell fest dass es die vom Menschen am meisten missverstandenen Hunde sind.

Viele Hundeschulen in Deutschland lehnen Herdenschutzhunde pauschal mit der Begründung: "Diese Hunde kann man nicht trainieren, sie sind zu eigenständig und zu stur". kategorisch ab.

Diese Behauptung ist falsch und zeugt nur von der Unkenntnis und Unsicherheit der Hundetrainer.

Natürlich wird ein Kangal, Akbash oder Owtscharka nie der devote Befehlsempfänger werden wie ein deutscher Schäferhund, aber er kann ein altagstauglicher Freund fürs Leben werden, wenn die Tiefe Vertrauensbasis zwischen Halter und Hund aufgebaut ist auf der die Beziehung zu ihm basiert.

 

Leider wechseln Herdenschutzhunde in ihrem Leben oft den Besitzer weil dieser überfordert ist. Auch verantwortungslose Züchter kennen oftmals nicht einmal die grundsätzlichen Veranlagungen ihrer eigenen Hunde. Um die Welpen dann schnell los zu werden solange sie noch eine vermittlungsfähige Größe haben werden diese dann mit Beschreibungen wie: „Unbestechlicher Freund der Familie“, oder „Anpassungsfähiger Familienhund“ an ahnungslose Hundeliebhaber vermittelt.

 

Charakteristisch für Herdenschutzhunde sind folgende Verhaltensweisen:

·        Misstrauen gegenüber allem Fremden

·        Eigenständiges Handeln

·        Blitzschnelles Umschalten von ruhigem, phlegmatischem Verhalten in höchste Alarmbereitschaft

·        Verteidigungsbereitschaft bei Gefahr

·        Massives Bellverhalten bei Gefahr

·        Territorial motivierte Angriffsbereitschaft besonders nach Einbruch der Dunkelheit

 

Ein Herdenschutzhund mag es überhaupt nicht „Sein Gesicht zu verlieren“

 

Ein Herdenschutzhund braucht einen ruhigen und souveränen Sozialpartner Mensch der keine Schwächen aufzeigt.

 

Haben Sie Probleme mit einem Herdenschutzhund?

 

Rufen Sie uns an. Wir helfen Ihnen und Ihrem Hund, denn er hat es verdient.

                                         Hier unsere Buchempfehlungen für Herdenschutzhund Besitzer und Liebhaber.

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Broschüre über das Verhalten gegenüber Herdeschutzhunden vom Landwirtschaftsministerium Sachsen
Seit der Wolf zurück in Deutschland ist macht man sich zunehmend Sorgen um die Schafherden der Landwirte. Nun fängt man endlich an langsam zu Begreifen dass Herdenschutzhunde hier die Lösung sind. So muss man auch den Wolf nicht schon wieder ausrotten, dessen Lebensraum auch schon immer der deutsche Wald war. In dieser Broschüre wird sehr humorvoll und treffend das richtige Verhalten gegenüber diesen Herdenwächtern gezeigt. Warum soll denn nicht auch in Deutschland funktionieren was in anderen Ländern zum Schutz der Herden vor dem Wolf schon immer funktioniert hat.
Herdenschutzhunde__Internet.pdf
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Vielleicht stände es besser um die Welt, wenn die Menschen Maulkörbe und die Hunde Gesetze bekämen.”

- George Bernhard Shaw -

Tierhilfe Antalya e.V.