A WIE AUSDAUER - G WIE GEDULD - H WIE HUNDEVERSTAND

WARUM SCHEITERN SO VIELE HUNDEBESITZER BEI DER HUNDEERZIEHUNG?

Meistens eben wegen genau A-G-H, also wenig Ausdauer, keine Geduld und zu wenig Hundeverstand. Ich sage immer: Wer einen Hund erziehen will muss denken können wie ein Hund.

 

Nun, eigentlich ist Hundeerziehung nichts außergewöhnliches, hat man genug von den drei genannten Eigenschaften sollten ab jetzt wohl alle Erziehungsziele erreicht werden. Das stimmt gewissermaßen, aber alles was in der Hundeerziehung durch Sie bei Ihrem Hund ausgelöst werden soll benötigt auch das richtige Timing. Hierzu muss man sich in das Wesen des Hundes versetzen können, damit ein Befehl, eine Belohnung oder eine Rüge auch zum richtigen Zeitpunkt kommt. Also „denke wie ein Hund und handle wie ein Hund“.

 

Hunde verständigen sich über Ihre Körpersprache. Wenn Sie die Körpersprache Ihres Hundes verstehen, dann können Sie im allgemeinen am Gesichtsausdruck und der Körperstellung des Hundes erkennen was er als nächstes tun wird, und wenn Sie wollen dieses auch unterbinden. Wenn das bei Ihnen so ist, dann herzlichen Glückwunsch, Sie sind ein Hundeversteher.

In den meisten Fällen verstehen Hundebesitzer Ihre Hunde aber falsch und dies führt ständig zu Missverständnissen die ein Zusammenleben von Mensch und Hund sehr stressig machen können.

 

Also gut, jetzt schnell Hund erziehen. Das Wort „schnell“ im Zusammenhang mit „Hund erziehen“ geht nicht, denn der Hund ist ein Gewohnheitstier. Alles was sich im Hundeverstand dauerhaft festsetzen soll erfordert A-G-H, Ausdauer, Geduld und Hundeverstand. Und damit ist nicht der Hund gemeint, sondern Sie als Hundebesitzer.

 

Nehmen wir mal ein Beispiel aus der Praxis. Die Leine oder das Geschirr Ihres Hundes hat einen festen Platz bei Ihnen zu Hause. Wenn Sie die Leine oder das Geschirr in die Hand nehmen steht Ihr Hund ohne Kommando oder Herbeirufen sofort neben Ihnen. Oftmals ist es sogar so dass Ihr Hund schon weiß dass Sie diese Gegenstände holen wollen wenn Sie sich dorthin auf den Weg machen. Er erkennt über Ihre Körperhaltung und Ihren Körpergeruch Ihr Vorhaben. Hunde beobachten uns sehr genau und kennen uns nach kurzer Zeit besser wie wir unsere Hunde. Dies haben Hunde sich über Generationen des Zusammenlebens mit dem Menschen angeeignet und diese Fähigkeit stetig weiterentwickelt und an ihre Nachkommen weitergegeben. Im Gegensatz zum Menschen sind also unsere Hunde was die Sozialstrukturen betrifft meiner Meinung nach durchaus weiter entwickelt als der Mensch, sie kennen keinen Hass, keine Vorurteile und sind nicht Nachtragend. Leider sind diese Merkmale bei Menschen oft sehr stark ausgeprägt.

 

Aber nun zurück zur Leine. Der Hund kommt sofort ohne Kommando zu Ihnen sobald Sie die Leine oder das Geschirr in der Hand haben. Dies haben Sie ihm nie beigebracht, aber es ist ein immer wiederkehrendes Ritual das sich im Verstand des Hundes verfestigt hat. Dieses Verhalten hat der Hund sogar sehr schnell verinnerlicht, weil es in Zusammenhang mit dem Kinder-Überraschungs- Effekt steht, nämlich SPIEL, SPASS und SPANNUNG. Dies ist für Ihren Hund sein Spaziergang.

 

Also geht Hundeerziehung immer über Geduld (Immer wieder kehrende Rituale) und Kinder Überraschung, nämlich einem damit verknüpften positiven Erlebnis. Hinzu kommt noch die Ausdauer des Hundebesitzers, denn um etwas bei Ihrem Hund zu verfestigen muss man das gleiche oft wochenlang wiederholen. Bricht man das Training vorzeitig ab war die gesamte Mühe umsonst, denn hat sich die gewünschte Verhaltensweise beim Hund noch nicht verfestigt wird er sofort wieder zurück in die alten Verhaltensmuster fallen.

 

Wir sehen nun was eine Hundeerziehung erfordert. Zusätzlich zu A-G-H und Kinder-Überraschung Effekt ist aber noch das richtige Timing gefragt, denn was ein Hund tut beginnt nicht mit der eigentlichen Aktion sondern Sekunden zuvor in seinem Gehirn. Also ist für ein Lob oder einen Tadel das richtige Timing angesagt. Hier ein Beispiel: Sie kommen nach Hause und Ihr Hund hat das Sofa zerlegt. Dies hat er genau zwischen 10:53 Uhr und 11:26 Uhr gemacht. Sie kommen nun um 13:00 Uhr nach Hause, öffnen die Tür, gehen hinein, entdecken das zerstörte Sofa, gehen dann zu Ihrem Hund der brav auf seinem Platz liegt und schimpfen laut mit ihm. Hiermit werden Sie leider den Effekt verfehlen, den der Hund denkt das er dafür gerügt wird das er brav auf seinem Platz liegt. Das Sofa ist für Ihren Hund schon längst Geschichte (das alte Ding war sowieso hässlich), denn Hunde leben nur in der Gegenwart, im hier und jetzt. Die Rüge hätte unmittelbar vor oder während der Sofa Aktion kommen müssen dann hätte Ihr Hund es richtig verknüpft, nämlich: – Sofa – kaputt machen – falsch – OK.

 

Wenn Sie Ihren Hund genau kennen, dann sehen Sie eine Aktion bereits bevor diese beginnt, aber nicht weil Sie hellseherische Fähigkeiten haben sondern weil es uns der Hund über seine Körpersprache immer mitteilt. Es ist Ihre Aufgabe die Körpersprache Ihres Hundes deuten zu können, denn wie schon eingangs gesagt: Denke wie ein Hund! Dies meine ich natürlich im Zusammenhang mit der Hundeerziehung und dem Miteinander von Hund und Mensch. An Ihrem Arbeitsplatz und in öffentlicher Umgebung sollten Sie deshalb so weiter machen wie bisher J

 

Das Timing. Nur mit richtigem Timing eine erfolgreiche Hundeerziehung. Folgende Situation: Sie gehen mit Ihrem Hund durch den Wald, Ihr Hund läuft frei. Nach einiger Zeit rufen Sie Ihren Hund zu sich. Er kommt, bleibt neben Ihnen stehen und starrt gebannt in das Dickicht. Sie bemerken sein Starren nicht und belohnen Ihn für das herbeikommen mit einem Lekkerlie. Der Hund starrt zu diesem Zeitpunkt aber gebannt auf ein entdecktes Reh und startet sogleich zu Jagd. Jetzt verknüpft er die Belohnung mit der Bestätigung seines Jagdtriebes: Super, mein Mensch findet Rehe hetzen auch toll, er mag wenn ich das tue, belohnt mich sogar.

 

Achten Sie öfter auf die Körpersprache Ihres Hundes, denn er unterhält sich pausenlos mit Ihnen und kann oft nicht verstehen wenn er gerügt wird. Er hat Ihnen schließlich seine Vorhaben immer schon im Voraus mitgeteilt, aber von Ihnen kam ja keine Reaktion.

 

Im Hunderudel bedeutet „keine Reaktion zeigen“ Bestätigung. Sollte der Rudelführer mit irgendeinem Vorhaben eines Rudelmitglieds nicht einverstanden sein dann wird er es dem Rudelmitglied sofort unmissverständlich mitteilen, ohne Gewalt, nur mit Körpersprache und dem richtigen Timing. Denn Rudelführer haben immer das richtige Timing.

 

Auch Ihr Hund braucht einen Hundeversteher als Rudelführer. Wenn Menschen Probleme mit Ihren Hunden haben ist meistens nicht der Hund das Problem sondern der Rudelführer Mensch. Ein guter Hundetrainer kann Sie unterstützen Hundeversteher und Rudelführer zu werden. Gute Hundetrainer trainieren Hund und Mensch gleichermaßen, denn nur so kann ein homogenes Rudel entstehen.

Jeder Hund verdient es verstanden zu werden, denn er hat sich die Mühe gemacht über Generationen zu lernen wie sein Partner Mensch tickt.



Freude an einem Hund haben sie erst, wenn sie nicht versuchen, aus ihm einen halben Mensch zu machen.

Ziehen sie statt dessen doch einmal die Möglichkeit in Betracht, selbst zu einem halben Hund zu werden.

Edward Hoagland

Tierhilfe Antalya e.V.